Lieber Biomarkt

Ich stand im Biomarkt bei den Eiern, als mich ein älterer Herr mit stoffverzerrter Stimme fragte: „Ist das hier ein Biomarkt?“
Konzentriert auf die Eier starrend, das heißt, ohne aufzusehen, erwiderte ich, selbstverständlich ebenso stoffverzerrt: „Mm-h-mm.“
„Wissen Sie, ob es hier Zitronennudeln gibt?“, fragte er anschließend, jedenfalls verstand ich das so, Missverständnisse sind wegen der Mundnasenschutztragerei nicht ausgeschlossen (Zitronennudeln?!).
„Nä, weiß ich nicht“, lautete meine wahrheitsgemäße Antwort, ohne den Blick von den Eiern abzuwenden.
Er zog daraufhin von dannen, „Dann will ich mal nicht weiter stören“ und noch andere Dinge, die ich nicht ausmachen konnte, vor sich hin murmelnd. Möglicherweise ärgerte er sich halblaut über meine scheinbare Unfreundlichkeit, dabei handelt es sich aber nur um eine Vermutung.

Erst später ging mir auf, der Herr könnte mich zum Zeitpunkt seiner an mich gerichteten Frage für einen Mitarbeiter des Marktes gehalten haben, da ich gerade die Eier am Umsortieren war, sie einzeln aus den großen Kartons in eine noch leere Zehnerpackung bewegte und einen leer gewordenen Karton sorgsam unten auf dem Boden an den Tisch lehnte und so weiter.
Seitdem klicke ich im Internet auf der Bewertungsseite des Biomarktes panisch im Sekundentakt auf den Refreshbutton, ob es eventuell Beschwerden über einen arg unhöflichen Mitarbeiter gegeben hat. Dann müsste ich nämlich einschreiten, denn ich will doch nur dein Bestes, lieber Biomarkt.

Posted by katarrh

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