gestern. ort: millerntorstadion. es ist kurz nach mitternacht. im rahmen des im juli und august dort stattfindenden freiluftkinos wurde in der „st. pauli splatternight“ bereits der film hostel gegeben, seit einigen minuten läuft nun der angekündigte „hardcore überraschungsfilm“ (sic!). spätestens am eingang, an der kasse wurde der hardcore überraschungseffekt zuvor allerdings zunichte gemacht, da dort angeschrieben stand „hostel + freitag der 13.„, somit blieben dem autor aber wenigstens humorversuche der marke „HÖHÖHÖ PORNO“ seitens des publikums erspart.
freitag der 13. läuft also seit ein paar minuten und ich greife links neben mich. in der erwartung, ein kaltes bier zu ertasten, greife ich stattdessen ins leere. anscheinend habe ich nach dem letzten schluck den becher blöd auf eine kante zwischen zwei nicht ganz ebenen holzlatten der sitzbank gestellt. von mir unbemerkt hat sich dann das bier aus dem umgefallenen becher neben mir auf die bank ergossen, der becher liegt nun leer in der pfütze. 3 euro für gerade mal 3 schluck bier sind ein eher schlechtes preis-leistungs-verhältnis, beschließe ich und erhebe mich von meinem platz, um mir ein neues bier zu holen.
unten am getränkewägelchen herrscht unter den dort beschäftigten zwei mädchen und einem jüngelchen gerade ein etwas dickes lüftchen; völlig zurecht, denn offenbar sind sie nur unzureichend vom veranstalter über das abend- bzw. nachtprogramm informiert worden. dreh- und angelpunkt ist in erster linie der „hardcore überraschungsfilm“. es habe sich ein kurzfilmchen vorgestellt, „was wahrscheinlich vor dem hauptfilm gezeigt wird“, so das eine mädchen, im hinblick auf die lange, noch zu überstehende nacht. „unfassbar, dass die da jetzt hinterher noch so einen scheißfilm in voller länge zeigen“, so das andere. das jüngelchen sagt nichts, aber sein bedröppelter blick spricht bände, „so etwas kann man doch mit zwei mädchen und einem jüngelchen von einem getränkewägelchen nicht machen“, spricht er. trotzdem erdreiste ich mich, mein bier bei ihm in auftrag zu geben: „ein bier, bitte.“
„noch eins“, sagt es und verdreht hinter seinen fielmanngläsern genervt die augen. dabei habe ich noch nie in meinem leben bei ihm etwas bestellt, ja, es ist noch nicht einmal im wägelchen gewesen, bei meinen 3 anderen, zuvor in auftrag gegebenen bieren.
während ich auf mein getränk warte, registriere ich einen weiteren menschen neben mir, der sich rege an der hardcoreüberraschunsfilmdebatte beteiligt, offenbar zum ausschankteam gehörend; möglicherweise ist er der chef vom wägelchen, mindestens aber kennt er das personal. teils witzelnd, teils beschwichtigend versucht er die lage zu beruhigen. und er hat wohl vorher die zeit gefunden, sich ein wenig hostel anschauen zu können: um die stimmung vollends zu retten, erzählt er dem einen mädchen im schönsten sozialpädagogiktonfall mal eben das ende des films: „… na, am ende hat er den bösewicht dann doch noch gekriegt. und zwar auf einem bahnhofsklo, er hat dann unter der kabinentrennwand durchgegriffen und die hand vom bösen zu fassen bekommen und ihm ein paar finger abgeschnitten. na, und anschließend hat er die kabine des bösewichts gestürmt und ihn brutal gegen das klo gehauen und im klo ertränkt. nein, nur fast, erst hat er ihm noch die kehle durchgeschnitten, natürlich ist alles im detail zu sehen gewesen. na, und dann hat er seinen kopf zurück ins klo getunkt, alles war rot. und dann haben die leute gejohlt und gejubelt und applaudiert; anscheinend waren die doch alle für den guten.“
„wie beruhigend“, sagt das mädchen.
nachdem mir das fielmännchen 3 euro abgezwackt hat, habe ich nun wieder ein volles bier in der hand und bin daher selber sogar so beruhigt, dass ich mühe habe, den recht blöden und schnarchigen freitag der 13. durchzuhalten, den ich irgendwie um einiges besser in erinnerung hatte. das nächste mal dann bitte richtig hardcore. „HÖHÖHÖ PORNO“.
katarrh
st. pauli – bayern münchen
hatte nach abpfiff des spiels wieder hoffnung.
natürlich keine hoffnung das spiel betreffend, wohl aber eine beckmanns stimme. plötzlich war diese nämlich weg, ein husten war zu vernehmen, ein gurgeln; ich drückte die daumen, es sei ein längere zeit andauernder effekt, wenn nicht gar ein für alle zeiten andauernder.
leider war sie kurze zeit später wieder voll da, mist.
das nächste mal dann aber bitte gleich nach anpfiff und wenn’s geht für 90 komplette minuten stimmausfall, fürs erste (höhö, „fürs erste“, hihihaha). man wird doch schließlich noch träume haben dürfen!
nicht wahr, beckmann, alte plaudertasche?
hey buchhändlerinnen!
dass ihr zumeist, nunja, eher unscheinbar seid, in klamotten herumlauft, die hundebesitzer an ungemütlicheren tagen nicht mal ihrer töle überstreifen würden und einen gewissen dauergesichtsausdruck drauf habt, der auf euer umfangreiches literarisches wissen aber auch auf euer ansonsten völlig hinter dem mond geführtes leben hinweist, ist nichts neues und, so scheint es, völlig normal.
dass ihr aber ein titelbild eines satireblättchens, das schon am 27.1. erschienen ist und seitdem wahrscheinlich schon in der zeitschriftenabteilung eures ladens ausliegt, am 9.2. zum ersten mal seht, das haut mich schon einigermaßen von den socken.
(ich nahm mir das magazin, ging zur kasse, legte es mit dem titel nach oben auf die theke, verkäuferin 1 erblickte das heft, rief: „boarrh!“, stupste verkäuferin 2 an und bedeutete ihr durch gesten, ihren blick auf das titelbild zu werfen; nachdem verkäuferin 2 das getan hatte, posaunte sie: „boahoaaarrh!“ heraus.)
(aber passend war es ja schon, dass ich das heft im buchladen kaufte und nicht etwa am bahnhofskiosk. zumal sich durch so einen titel heutzutage, außer buchhändlerinnen, doch sonst kein mensch mehr schocken lässt: „Heizen mit Büchern“.)
mir gehört die straße
er ist mit 170 sachen unterwegs, ich mit 160.
er pirscht sich von hinten heran und überholt mich gemächlich.
um dann nach einigen sekunden vor mir merklich langsamer zu werden. 160, 150, 140 …
ich: „mahaaaann, das neheeeervt!“
ich überhole ihn mit einem verächtlichen blick zur seite.
er ist mit 170 sachen unterwegs, ich mit 160.
er pirscht sich von hinten heran und überholt mich gemächlich.
um dann nach einigen sekunden vor mir merklich langsamer zu werden. 160, 150, 140 …
ich: „mahaaaann, das neheeeervt!“
ich überhole ihn mit einem verächtlichen blick zur seite.
er ist mit 170 sachen unterwegs, ich mit 160.
er pirscht sich von hinten heran und überholt mich gemächlich.
um dann nach einigen sekunden vor mir merklich langsamer zu werden. 160, 150, 140 …
ich: „mahaaaann, das neheeeervt!“
ich überhole ihn mit einem verächtlichen blick zur seite …
danke, liebe raststätte, für dein baldiges auftauchen in dieser situation, ich wollte sowieso mal pause machen.
dilettantismus²
wir sollten anfangen, den käsekuchen zu backen, ville und ich.
„hast du so etwas schon mal gemacht? ich jedenfalls nicht“, sagte ich.
„nein“, lautete die antwort, „und überhaupt verstehe ich die anleitung nicht. was genau ist denn zum beispiel ein knethaken?“
„keine ahnung. und wie trennt man eigentlich das eigelb vom eiweiß?“
„ein handmixer ist nicht zufällig dasselbe wie ein pürierstab oder?“
es war keine frau im haus, aber im nächsten moment seine an seinem telefon dran und meine an meinem; es mussten einfach mal ein paar dinge geklärt werden.
soviel verwirrung also wegen einer fertigbackmischung von dr. oetker (sic!).
letzte nacht
eine party wird mir zu ehren gegeben und ich weiß nicht einmal, warum. jedenfalls habe ich eine sehr weite anreise gehabt, hier ist es schon wieder oder immer noch hell. ich bin erschöpft, ich kann mein gepäck, einen großen rucksack oder einen großen koffer, kaum noch tragen.
wo bin ich hier überhaupt, ich komme nicht darauf. ich betrete einen recht großen, schlichten raum mit vielen fenstern, die nur öffnungen ohne glasscheiben sind. die wände sind aschfahl, der boden ist komplett mit sand bedeckt und an der decke hängen zwei, drei girlanden. bin ich in den raum eigentlich durch eine tür gekommen oder hat da eine ganze wand gefehlt? ich will mich umdrehen, nachsehen, aber ich vergesse das in anbetracht der leute, die auf einmal in diesem raum sind. jemand winkt mir zu, spricht mich an. er freut sich über mein erscheinen, aber ich kenne ihn nicht. auch die anderen menschen hier sind mir bis auf b. gänzlich unbekannt, aber alle freuen sich, ja, sind erstaunt über mein erscheinen. dabei ist das doch eine party für mich, mir zu ehren. aber hier liegt sowieso einiges im argen.
da ist zum beispiel b., der mich als einziger nicht weiter beachtet und mit eimerchen und schäufelchen eine bar aus sand baut. da ist diese dunkelhäutige schönheit, die mich sehnsüchtig erwartet hat, wie sie sagt. dabei entwickelt sie gerade an der rechten wange grüne beulen, auch ihr haar schimmert plötzlich grün; ich habe wohl eben nicht aufmerksam hingesehen. schimmert? schimmelt? es ist schwül, jemand reicht mir etwas zu trinken. ich gehe ein paar schritte, sie lächelt mir mit einem entsetzlich schiefem lächeln hinterher.
ich kann mich nicht erinnern, nach draußen gegangen zu sein und das gebäude oder der raum ist auch nicht mehr zu sehen. nun, jedenfalls stehe ich draußen und das gebäude oder der raum ist nicht mehr da. das einzig vertraute: überall ist sand. irgendwo vor mir ist vage eine straße zu erkennen. der unbekannte, der mich vorhin begrüßt hat, kommt aus dem nichts gerannt und sagt zu mir, wir müssten fliehen. ich schaue mich um und sehe den grund: da kommt ein typ ohne allzu große hektik, aber entschlossenen und raschen schrittes auf uns zu. er sieht fast so aus wie der, der mir meinen ferienjob im supermarkt kündigte (hey, ich hatte es bewusst darauf angelegt!), als ich teenager war. ich fliehe besser mal mit.
wir sitzen in einem großen auto, ich auf der beifahrerseite. der fahrer gibt mächtig gas, sand wirbelt auf, das gesicht des supermarkttypen verschwindet im staub. wir fahren und fahren.
und dann stehen wir, es geht nicht mehr weiter. denn unmittelbar vor uns steht der supermarktmann, mit dem rücken an eine mauer oder einen baum gepresst. ich habe das einmal mehr nicht mitbekommen, wie es zu diesem erneuten szenenwechsel gekommen ist, aber er steht da zwischen unserem ganz kleinen oder immer noch ganz großen wagen und der mauer oder dem baum eingeklemmt. ich kann seine füße sehen. mein fahrer gibt gas, der wagen steht aber noch. mir wird das zuviel und ich sage ihm, er soll das lassen. doch er löst die bremse, ich beobachte, wie die beine vor uns hässlich einknicken. sämtliche beinhaut platzt ab und unter der haut kommen ein paar kniestrümpfe zum vorschein.
ich öffne eine tür und rolle mich aus dem auto heraus, renne vor panik weg. ich weiß, der denkt, ich bin schuld. ich renne und kann ihn hinter mir spüren. nicht umsehen, nicht umsehen, umsehen. der supermarkttyp steht in kniestrümpfen vor mir und zielt mit einem revolver auf mich. warum nur habe ich mich umgesehen? habe ich mich denn überhaupt umgesehen? er drückt ab, ich bin sicher, er trifft mi
ich wache auf und denke: „interessant“.
opäfff
vor mir auf der bühne eine starke band, hinter mir leider ein halbstarker rob halford für arme, nur am quasseln dranne. „blablablaunddannichsoharrhharrhbla. vollgeilspötzbrötzdingeldöngelbla. undblablabla. undharrhharrhüberhauptmacheichdiesundjenesbla.“
ich drehe mich mal zu ihm um: „wenn du während eines konzertes einfach mal die fresse halten könntest, dann wäre das schon ein anfang.“
er (geht einen schritt auf mich zu und hält mir sein nietenarmband unter die nase): „hast du etwa ein problem damit?! hä?!? HAST DU EIN PROBLEM DAMIT?!?!“
ich (auf diese wilde reaktion gar nicht vorbereitet, hm, was sage ich denn jetzt. „ja.“? nee, dann macht der bestimmt richtig stress. „äh, nein.“? haha. hm, vielleicht „hey, du siehst ja aus wie rob halford für arme und hast an eben jenen ja tatsächlich nietenarmbänder dran hängen.“? öhöhö. aber eigentlich ist es eh an der zeit, sich nicht weiter mit dieser witzfigur zu beschäftigen): „bussi.“
ich drehe mich wieder nach vorne, der typ hinten ist danach allerdings erstaunlich ruhig. vielleicht hat er ja „pussy“ verstanden und sich dadurch in seiner männlichen ehre verletzt gefühlt und damit nicht umzugehen gewusst. oder irgendwie so halt, ich weiß es doch auch nicht, kinders.
liebe grüße an indieschnake, die sich just in diesem moment möglicherweise ein museum ansieht.
11.09.2005 (nach dem fischmarkt)
wenn einem von einem wildfremden und besoffenen, aber sackcoolen und liebenswürdigen, leider dabei auch etwas penetranten schwarzafrikaner andauernd mitgeteilt wird: „musik ist besser als atombomben“, während im hintergrund eine schlechte combo die ollen kamellen von gary moore und marius müller westernhagen und konsorten covert, gut, dann mag das sicher stimmen, aber man gibt das in einem solchen moment doch recht ungern zu.