10.09.2005 (nuggi’s elbkate)

wir, das heißt, meine zwei begleiterinnen und ich, sind endlich unten; es besteht der vage plan, am flussufer bei „nuggi’s elbkate“ ein paar alsterwasser reinzuballern, aber hauptsache wir sind gleich erst einmal am fluss, der sich nun nur noch ein paar meter vor uns befindet. eine blau gestrichene fußgängerfähre tuckert dort vorbei, einer vom bordpersonal brüllt ein paar leute am ufer an, scheinbar in rage. wir wissen es nicht, wir sind noch zu weit entfernt, um auch nur ein wort verstehen zu können. ein stückchen weiter vorne legt die fähre an, der typ brüllt immer noch oder schon wieder. der hat einen schlechten tag erwischt, vermute ich. als wir das ufer erreichen, hat die fähre schon längst wieder abgelegt, alles ist ruhig, schade; wir setzen uns also in die sonne, die, obwohl es immerhin september ist, immer noch gnadenlos auf unsere köpfe eindrischt (bestandsaufnahme später am abend: meine nase ist erdbeerfarben, der rest des gesichts eher altrosa). ich versuche eine oma zu fotografieren, weil die lustig aussieht, wie sie hinter einem balken hervorlugt, die hand zum schutz vor der sonne über die augen gelegt, die dritten gefletscht. aber just in dem moment, in dem ich abdrücke, zieht sie sich schnell zurück, frechheit. … man vertreibt sich halt so die zeit, dort am flussufer, etwas abseits, rechts von nuggi’s elbkate gelegen. ach ja, sollen wir nicht mal alsterwasser trinken gehen? jaja? schön, schön. also hin da, das mädchen, das dort bedient, kenne ich noch gar nicht, ganz südländisch trällert es schwüle latinorhythmen mit, die aus nuggi’s elbradio tönen.
„hallo. drei alsterwasser bitte.“
„aaah … lalala … das ist lecker. gutes wetter. lalala.“
„ja, klar.“
sie findet nach einem leichten anflug von unsicherheit doch noch drei kühle alsterwasser im kühlschrank, öffnet diese, bittescheen, da ist aber pfand drauf.
nun halten wir uns also vor nuggi’s elbkate auf, wieder in der prallen sonne, nuggi selber steht da auch herum (mürrisch), zusammen mit günni und ein, zwei weiteren leuten, die ganz bestimmt so ähnlich heißen und sie trinken astra. eine andere dunkelhäutige bedienung sitzt auf einem balken und isst eine wurst. in dieser szenarie brät man vor sich hin, man guckt blöde den vorbeifahrenden schiffen und booten nach oder den noch blöderen, schrill gekleideten touristen und gibt fachmännische kommentare ab. urplötzlich ist mein getränk leer, ich hole mir ein neues.
„noch so ein leckeres alsterwasser, bitte.“
„ahahaha, lalala. gut. wetter. lalala.“
„ja, klar.“
alles ist weiterhin ruhig, entspannt und herrlich unaufregend.
doch dann zerschneidet ein markerschütterndes gebrüll die heiße luft, völlig unvorbereitet darauf, verstehe ich wieder nichts. außer „wurst“, vielleicht. weiter vorne hat erneut der blaue fährkahn angelegt, der typ brüllt und brüllt. nuggi schaut in richtung lärmquelle, seine augen blitzen auf, hastig dreht er den kopf zur bedienung und schreit: „meeensch, der wollte doch ’ne wurst! mach mal ’ne bockwurst und zwar schnell! schneeell!!“
drinnen herrscht auf einmal blanke hektik, das mädchen macht irgendwas, das aber anscheinend nicht zu nuggi’s zufriedenheit: „ja mensch, jetzt mach doch mal, der hat vorhin ’ne wurst bestellt! mann, mann, mann …“
jetzt dürfte auch dem letzten klar geworden sein, was das eingangs erwähnte gebrüll bedeutete.
die letzten passagiere betreten die fähre, sie ist bereit zum ablegen.
„schneller!“ ruft nuggi noch, um im nächsten moment mit einem affenzahn mit einer bockwurst in der hand zur fähre zu flitzen, wo die wurst händeringend vom brüller entgegen genommen wird. endlich kann die fähre los und nuggi schlendert zurück. „mann, der wollte doch nur ’ne wurst. aber die mädels hier schaffen ja nichts, nichts“, sagt er zu günni. „einen tollen service machst du aber hier“, sagt ein anderer lachend zu ihm, doch nuggi geht, ihn mit einem mürrischen blick bestrafend, an ihm vorüber.
das dunkelhäutige mädchen auf dem balken isst inzwischen die zweite wurst, ein paar von nuggi’s kumpels essen würste, überhaupt scheint der ganze tag im zeichen der wurst zu stehen: jemand kommt vorbei und drückt günni eine armdicke riesensalami in die hand (armdick wie ein kräftiger, männlicher oberarm, wohlbemerkt), was uns widerum wurst ist, wir ordern uns mutig drei matjesbrötchen („wollen mit zwiebeln? lalala?“ – „moment, ich frag mal nach … … jaja, wollen mit zwiebeln.“ – „ahahaha, lalala, scheene wetter, zwiebeln. macht noch mehr durst, lalala, ahahaha.“ – „ja, klar.“).

später: ich umgehe die touristenschlange, die an der durchreiche vor nuggi’s elbkate ansteht, indem ich mich mit drei leeren alsterwasserflaschen bewaffnet durch die seitentür rein an die bar mogele.
„ich wollt nur mal eben kurz mein pfandgeld haben.“
„ahlala, ok,“ sagt sie und stellt mir ein neues hin.
nuggi steht an einer ecke der bar, ihm entgeht nichts, er schaut mürrisch drein.

Posted by katarrh

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